Tranalytics 29. März 2020: Wann und wo sind die Käufer im Corona-Crash eingestiegen?

Wer hat wie stark verloren?

Der Corona-Crash kam vor dem Hintergrund der bereits geschilderten hohen Risikoeinstufung in meinen letzten Beiträgen wie allgemein erwartet und doch überraschend und sehr dynamisch. Natürlich hat niemand erwartet, dass ein Virus diesen Crash auslöst, aber der Virus war auch nur der Funke, der die heißgelaufenen Märkte zum Absturz brachte.

Kurz zu den allgemeinen Fakten. Der Crash hat die einzelnen Indizes unterschiedlich stark getroffen. In der Spitze wurden folgende maximale Drawdowns mit den jeweiligen Tiefstständen erreicht:

Index max. Drawdown
Nasdaq 30,45%
Dow Jones 38,40%
TecdaX 35,56%
Dax 40,13%

Auffällig ist hier, dass die Nasdaq, die zuletzt am Besten gelaufen ist, am wenigsten verloren hat. Der Dax, der von diesen Indizes vor dem Crash am schlechtesten gelaufen ist, hat hingegen am meisten verloren. Also ein ganz klares Statement, wo man auch in Zukunft investieren sollte, nämlich in die Nasdaq-Aktien.

Normalerweise konzentriere ich mich bei meinen Nasdaq-Analysen auf die Technologieaktien. Hier möchte ich aber trotzdem kurz darauf aufmerksam machen, dass lediglich ca.20% der Nasdaq100-Aktien einen geringeren max. Drawdown erlitten haben als der Nasdaq100-Index. Viele Aktien haben aufgrund ihres individuellen Risikoprofils im Zusammenhang mit den Folgen der Krise einen wesentlich höheren Drawdown erlitten.

Als stabilste Aktien haben sich vor allem Unternehmen aus dem Software- und Internetsektor erwiesen, wie z.B. Spieleentwickler und Internethändler.

Aktie max. Drawdown
Activision Blizzard 21,73%
Take-Two Interactive Software 21,90%
Electronic Arts 24,14%
Amazon.com 25,61%
Netflix 26,24%
NetEase 26,36%
Citrix Systems 26,38%
JD.com 27,88%

Im Gegensatz dazu sind vor allem Halbleiter-Aktien mit bis zu 60% massiv unter die Räder gekommen.

Wann sind die ersten Trader eingestiegen?

Am 23. März erlebten die US-Märkte ihren bisherigen Tiefpunkt des Corona-Crashs. Extreme Angst machte sich an dem Tag breit. Der Fear & Gread Index war nahe dem absoluten Minimum bei 0.

Haben zu diesem Zeitpunkt alle nur noch verkauft? Nein, ganz im Gegenteil! Nicht wenige Aktien waren zu diesem Zeitpunkt schon weit weg von ihren Tiefstständen. Folgende Übersicht bringt Licht ins Spiel.

Aktie max. Drawdown Performance vom Crashtief
Activision Blizzard 21,73% 12,06%
Take-Two Interactive Software 21,90% 9,93%
Electronic Arts 24,14% 11,47%
Amazon.com 25,61% 17,37%
Netflix 26,24% 24,20%
NetEase 26,36% 12,45%
Citrix Systems 26,38% 17,44%
JD.com 27,88% 18,34%
Micron Technology 49,12% 22,98%
Broadcom 52,20% 24,78%
Microchip Technology 52,21% 23,30%
Western Digital Corp 61,57% 25,51%
Tesla 63,83% 23,79%
Expedia Group 67,33% 24,84%

Während der Nasdaq100-Index den tiefsten Stand erreicht hat, haben smarte Trader vor allem bei den Aktien zugegriffen, die die kleinsten und die größten Verluste aufweisen konnten. Besonders bei den am stärksten gefallen Aktien konnten sich die Kurse mit 20-25% vom Tief erholen.

Den absoluten Spitzenwert außerhalb der Technologie erreichte Marriott International aus dem Hotel- und Gastgewerbe mit einem max. Drawdown von 69% und einer Performance vom Tief am 23.3.2020 von fast 51%.

Welche Erkentnisse kann man aus diesen Datenfakten ziehen?

  • Die Börsenweisheit „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ konnte mal wieder bewiesen werden.
  • Ein vorläufiges Ende einer Marktkorrektur macht sich vor allem in auffallend steigenden Kursen bei Aktien mit den kleinsten sowie größten Verlusten bemerkbar.
  • Die Chance auf eine hohe Performance vom Tiefpunkt ist bei den größten Verlierern größer als bei den kleinsten Verlierern.

Marktanalyse März 2020

Die Märkte befinden sich nach ca. 15 Monaten mal wieder in einem Krisenmodus. Diesmal bringt der Virus „Corona“ aus China die Märkte aus dem Tritt.

Was unterscheidet die aktuelle Krise von der Krise Ende 2018?

Mit dieser Frage habe ich mich stellvertretend für die Märkte mit der Nasdaq beschäftigt. Ende 2018 wie auch jetzt Anfang 2020 stand die Nasdaq auf ATH, 2018 ca. 10% über dem GD200 und nun 2020 sogar 15% über dem GD200. Die Voraussetzung für eine kräftige Korrektur war also wie ich schon in meiner Januar-Marktanalyse festgestellt habe, gegeben. Der Virus kam also ganz passend, um die Märkte auf eine normale Bewertung zurückzuführen. In den letzten Wochen konnte man fast jede beliebige Aktie kaufen. Alles ging nach oben, das ist nun vorbei. Nun wird sich wieder die Spreu vom Weizen trennen.

2018 waren durch dem Handelskonflikt zwischen USA und China die Märkte bereits seit Januar 2018 schon schwierig gewesen sind. Diese negative Entwicklung fand dann ihren Tiefpunkt in der 3-monatigen Korrektur zum Jahresende 2018. In der Zeit verlor die Nasdaq 25% und einige gute Werte sogar bis zu 40%. Hier hatte sich dieses Risiko schon länger angedeutet.

In diesem Jahr liefen die Märkte global bis kurz vor der Krise sehr gut. Auch diesmal kam der Dämpfer aus China, aber diesmal kurzfristig und unvorbereitet. Während der Shanghai-Index und der Hang Seng bereits Ende Januar mit ca. 10% ordentlich einbrachen, feierte man auf der restlichen Welt weitere ATHs. Hier kam der Einbruch dann 4 Wochen später und mit über 15% innerhalb weniger Tage noch schlimmer als in Asien. Aus meiner Sicht sehen wir im Gegensatz zu einer längeren Korrektur 2018 zurzeit einen kurzfristigen Crash. Die nächsten 5-10 Tage werden aber darüber entscheiden, ob dies beim Crash bleibt und es anschließend wieder nach oben geht oder wir eine längere Abwärtsbewegung bekommen.

Ich habe daher die Branchenentwicklung der Nasdaq analysiert und unter anderem die Verluste in der Spitze gemessen.

Index Verlust Kurs > GD200
Biotech -13,01% X
Utilities -13,99% X
Health -14,68% X
Material -16,43%  
Nasdaq100 -16,46% X
Communication -16,83%  
Industrie -18,74%  
Consumer -19,02%  
IT -19,72% X
Finanzen -21,02%  
Energy -23,19%  
     

Demnach haben sich in dem aktuellen Crash bis zum 8. März 2020 neben den Versorgern vor allem die Biotech- und Health-Aktien gut gehalten. Auch der IT-Sektor , der aufgrund der überdurchschnittlichen Gewinne in den letzten Monaten zwar stark verloren hat, sollte immer unter Beobachtung bleiben. Diese Branchen und deren Aktien sollten in den 1-2 Wochen für eine Trendwende sorgen. Schaffen diese Branchen nicht führend einen Turnaround, dann muss man von einer längeren Abwärtsbewegung ausgehen.

Was mich aber zuversichtlich für einen erfolgreichen Turnaround stimmt ist die Tatsache, dass sowohl der Hang Seng- als auch der Shanghai-Index als Auslöser des Crashs sich nach dem Kursrutsch Ende Januar längst stabilisiert haben und der Shanghai-Index zurzeit der einzige Index ist, der einen positiven Trend auf Monatsbasis mit einem positiven Momentum aufweist.