Tranalytics 28. April 2020: Der Crash in der Retrospektive

Was kann man aus diesem Crash für die Zukunft lernen?

Nach 4 Wochen Momentum-Ralley bietet sich ein Blick zurück auf den Crash und den folgenden Rebound an. Daher habe ich in dieser Tranalytics-Ausgabe analysiert, wie sich die unterschiedlichen Aktientypen im Crash und im Rebound verhalten, um in der Zukunft eine bessere Aktienauswahl in der jeweiligen Phase zu erzielen.

Folgende Fragen sollten beantwortet werden:

  • Welche Aktien sollte man in einem Crash bzw. einer Marktkorrektur halten bzw. verkaufen?
  • Welche Aktien sollte man wann nach einem Crash kaufen?

Dazu habe ich folgende Performance-Werte für die nach meinem Ranking klassifizierten Tecdax-Aktien ausgewertet und zueinander in Bezug gesetzt:

  • Max. Drawdown im Corona-Crash
  • Max. Fortschitt des Rebounds (=Anteil des zurückgewonnen Drawdowns)
  • Max. Performance seit dem Crash-Minimum

Stichtag für die Analyse ist der 24. April 2020.

Den Maßstab für den Vergleich bildet der Tecdax-Index mit einem max. Drawdown von 35,5%, einem max. Reboundfortschritt von 64,5% und einer max. Performance von 35,5%.

Dazu die Zahlen für die TOP3-Aktien:

Aktie Drawdown Reboundfortschritt Performance
BECHTLE AG O.N. 46,74% 82,94% 72,79%
SILTRONIC AG NA O.N. 57,32% 58,79% 78,96%
NEMETSCHEK SE O.N. 52,41% 66,83% 73,59%

Erkenntnis: Auch die besten Aktien werden bei einem Crash nicht verschont. Ganz im Gegenteil. Die besten Aktien verlieren wesentlich mehr als der Marktdurchschnitt. Aber sie erholen sich auch schnell wieder. Hat man die Aktien rechtzeitig verkauft, macht es Sinn sie nach dem Crash als erstes wieder zu kaufen. Hat man sie nicht rechtzeitig verkauft, macht es Sinn sie zu halten, da sie sich schnell wieder erholen.

Wie sieht es bei den 3 schlechtesten Aktien (Flop3) aus?

Aktie Drawdown Reboundfortschritt Performance
JENOPTIK AG NA O.N. 52,80% 40,29% 45,07%
NORDEX SE O.N. 55,78% 34,87% 43,98%
NEW WORK SE NA O.N. 48,41% 41,94% 39,35%

Der Drawdown ist mit den TOP3-Aktien vergleichbar, der Rebound aber deutlich schwächer. Grundsätzlich steigt mit steigendem Drawdown auch das Reboundpotential, aber je schlechter die Aktie im Ranking steht, umso kleiner ist die Wahrscheinlichkeit einer starken Erholung.

Meine These, sich in erster Linie auf die besten Aktien zu konzentrieren, wird auch durch den Blick auf die besten Performer unterstützt.

Unter den TOP5-Performern seit dem Crash-Tief finden sich die besten 5 Aktien aus meinem Ranking:

Aktie Drawdown Reboundfortschritt Performance
TEAMVIEWER AG INH O.N. 40,41% 140,21% 95,09%
SILTRONIC AG NA O.N. 57,32% 58,79% 78,96%
NEMETSCHEK SE O.N. 52,41% 66,83% 73,59%
BECHTLE AG O.N. 46,74% 82,94% 72,79%
INFINEON TECH.AG NA O.N. 56,07% 52,09% 66,48%

Profiteure dieser Krise wie Teamwork, Compugroup oder Sartorius haben sogar den Drawdown komplett zurückgewonnen und neue Hochs erreicht:

Aktie Drawdown Reboundfortschritt Performance
TEAMVIEWER AG INH O.N. 40,41% 140,21% 95,09%
SARTORIUS AG VZO O.N. 32,48% 133,16% 64,06%
COMPUGROUP MED.SE O.N. 33,19% 120,60% 59,91%

Hier zeigt es sich, dass die Anleger schon während des Crashs erkannt haben, dass diese Aktien fundamental eher profitieren als leiden werden, denn die Drawdowns sind auffällig niedriger als bei den meisten anderen Aktien.

Was heißt das für das Trading?

I. Es macht Sinn vor oder am Anfang des Crashs alle Aktien zu verkaufen, denn in einer starken Korrektur verlieren alle Aktien, gute wie schlechte, sehr stark.

II. Im bzw. nach dem Crash macht es Sinn, die Aktien in folgender Reihenfolge zu kaufen:

  1. Die TOP-Class-Aktien gemäß meines Rankings (Beste Aktien)
  2. Die TOP- und MID-Class-Aktien mit den niedrigsten Drawdowns (Stabilste Aktien)
  3. Die TOP- und MID-Class-Aktien mit den höchsten Drawdowns (Größte Verlierer)
  4. Evtl. die FLOP-Aktien, wenn die TOP-Aktien anfangen zu schwächeln (Nachzügler)

Tranalytics 12. April 2020: Ist der Rebound schon zu Ende?

Meinungsmache oder Fakten?

Vor einigen Tagen hörte man in den Medien schon die ersten Aussagen, dass der Rebound nach dem Corona-Crash schon wieder zu Ende ist. Ist das wirklich so? Wie kommen solche Aussagen zu Stande? Datenbasiert lassen sich diese Aussagen nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, ich komme in meinen Datenanalysen zu einer völlig gegensätzlichen Feststellung. Der Rebound ist weiterhin stark und er schreitet weiterhin erfolgreich voran. In den mir vorliegenden Daten gibt es zurzeit keine Anzeichen der Schwäche.

Wie lange läuft ein Rebound?

Die Antwort ist ganz einfach: Ein Rebound läuft so lange bis er durch Schwäche endet. So einfach die Antwort auch ist, gilt es herauszufinden, wann der Markt schwach wird. Bleibt er starkt, dann läuft der Rebound weiter. Schwächt sich der Markt ab, kann der Rebound enden. Eine sukzessive Überwachung und Messung ist notwendig.

Reboundmessung

Für die Messung der Stärke und des Fortschritts eines Rebounds bediene ich mich der Kennzahlen und Indikatoren MACD, Bollinger Bänder, Gleitender Durchschnitte (GD) und der Trendbildung auf Monatsbasis.

Nach meiner Philosophie beginnt der Rebound mit einem Momentumwechsel und läuft in 3 Phasen:

  1. Turnaround der Bollinger-Bänder (BB)
  2. Trendturnaround
  3. GD-Turnaround

Nach dem erfolgreichen Durchlauf dieser 3 Phasen endet der Rebound entweder in einem Trendmarkt einer Bärenmarktralley oder eines neues Bullenmarktes.

Aktueller Stand

Ich konzentriere mich in meinen Analysen grundsätzlich auf die Technologieaktien. Hier geben der TecDax wie die Nasdaq zurzeit ein sehr ähnliches Bild, wobei die Nasdaq dem TecDax zeitlich ein wenig hinterher läuft.

Der Rebound im TecDax begann am 25.3.2020 mit dem Momentumwechsel, spekulativ auch schon früher mit dem Drehen des MACD. Bereits in den letzten Tag davor konnte man schon bei den zu dem Zeitpunkt besten TecDax-Aktien Teamviewer, Sartorius und Evotec erste Vorboten eines Momentumwechsels beobachten. Inzwischen konnten alle TecDax-Aktien nacheinander die 6 Steps eines BB-Turnarounds erfolgreich absolvieren. Nicht nur einzelne TecDax-Aktien sondern auch der TecDax-Index konnte ein neues Monatshoch erreichen, was für eine weitere Stärkung und Bestätigung des Rebounds spricht. Eine weitere Bewährungsprobe für den Trendturnaround erwarte ich nun in einer Woche um den 18.4.2020, wie sich das Momentum nach 4 Wochen Steigung entwickelt. Bestärkend für den Rebound ist auch der anlaufende GD-Turnaround. Zahlreiche Aktien konnten bereits wichtige Widerstände nach oben durchbrechen und noch viel wichtiger auch verteidigen. Keine TecDax-Aktien hat bisher die erreichten Ausbrüche wieder abgeben müssen. Ein weiteres starkes Zeichen des Rebounds.

Die einzelnen TecDax-Aktien durchlaufen diesen Rebound natürlich nicht gleichzeitig sondern nacheinander. So gibt es die Aktien, die den Rebound , anführen, ich nenne sie Leader-Aktien, und es gibt die Aktien, die dem Index folgen. Diese Aktien nenne ich Follower-Aktien.

Nach Anwendung dieser Messmethode (BB, Monatstrend, GD) gehören zu den TOP3-Leader-Aktien im laufenden Rebound folgende Aktien:

AKTIE Abstand vom MAX vor Crash max. Performance seit Crash-MIN Crash-Drawdown
Teamviewer 1,80% 64,80% 40,41%
Sartorius 7,73% 36,66% 32,48%
Bechtle 11,74% 65,72% 46,74%

Diese Leader-Aktien haben nicht nur ein neues Monatshoch und damit einen Trendausbruch erreicht, sondern haben bereits auch die notwendigen GD38/100/200 übersprungen und sind auch im GD-Turnaround führend.

Bei den Leader-Aktien lässt sich eine Abhängigkeit zwischen dem Crash-Drawdown und dem anschließenden Rebound erkennen. Je größer der Drawdown umso größer fällt auch der Rebound aus. Es macht also Sinn in Crash-Zeiten auf die besten Aktien mit dem größten Drawdown zu setzen. Zu beachten ist hier, dass z.B. 50% Drawdown nicht durch 50% Performance egalisiert wird, sondern für das Erreichen des ehemaligen Kursniveaus in dem Fall 100% Performance notwendig sind.

Analog zu den Leader-Aktien lassen sich auch die Follower-Aktien identifizieren. Zu den 3 schlechtesten Follower-Aktien gehören der Messmethode nach folgende Aktien:

AKTIE Abstand vom MAX vor Crash max. Performance seit Crash-MIN Crash-Drawdown
Nordex 35,06% 46,85% 55,78%
New Work 35,67% 24,69% 48,41%
Jenoptik 35,90% 35,80% 52,80%

Diese Follower-Aktien laufen im Rebound dem Marktdurchschnitt hinterher. Sie haben einen wesentlich höheren Drawdown und eine deutlich niedrigere Performance. Sie haben bislang auch nur lediglich den BB-Turnaround geschafft. Wie bei den Leader-Aktien zeigt sich auch hier, dass die Performancehöhe stets in Relation zum Drawdown steht.

Den 3 schlechtesten Follower-Aktien fällt im Rebound eine wichtige Aufgabe zu. Hier lässt sich eine eventuelle Marktschwäche als erstes erkennen. Können diese Aktien dem Markt nicht mehr folgen oder verlieren sie sogar nachhaltig ihren erreichten Reboundfortschritt (Momentum, BB-Turnaorund), wäre das auch für den Markt ein mögliches erstes Anzeichen von Schwäche.

Ergebnis

Die Datenanalyse zeigt eindeutig, dass der Rebound zurzeit mit voller Stärke läuft. Die Leader-Aktien führen den TecDax weiterhin nach oben und die Follower-Aktien folgen dem Markt. Eine Schwäche, die sich jederzeit zeigen könnte, ist zurzeit nirgendwo zu erkennen. Wie weit dies noch gehen kann ist reine Spekulation, aber die bevorstehenden Widerstände werden die Geschwindigkeit des Rebound sicher bremsen. Deswegen ist es obligatorisch, den Rebound ständig zu überwachen. Der Rebound ist eine Phase mit höchsten Renditen. Deswegen sollte ein erfolgreicher Rebound voll genutzt werden.

Marktanalyse April 2020

Der Gesamtmarkt befindet sich im April 2020 ganz im Zeichen des Rebounds. Der Corona-Crash hat die Indizes weltweit abstürzen lassen.

Während die Indizes in China und Hongkong mit 15% bzw. 26% Drawdown noch am Besten den Crash überstehen sind weltweit Verluste von 30 bis fast 50% zu verzeichnen. Das liegt aber vor allem daran, weil die asiatischen Indizes sich im langfristigen Abwärtstrend befinden und nicht so heiß gelaufen sind. Die durchschnittliche Performance seit den Tiefstständen vom Corona-Crash belaufen sich auf ca. 25%, nur in Asien ist das Aufholpotential wegen des geringeren Drawdowns kleiner. Generell zeigt sich häufig die Abhängigkeit zwischen Drawdowns und dem folgenden Rebound: je höher der Drawdown umso stärker das Reboundpotential.

Index max. Drawdown max. Performance
Shanghai -14,72% 4,92%
Hang Seng -25,86% 13,02%
NASDAQ -30,15% 21,15%
Nikkei 225 -31,25% 15,41%
TecDAX -34,85% 29,76%
Dow Jones -37,29% 28,21%
S&P/TSX -37,61% 26,15%
SENSEX -38,10% 19,85%
AustrAllOrd -39,31% 23,62%
DAX -40,00% 28,06%
EuroStoxx -40,26% 25,77%
IBovespa -46,67% 21,38%
RTS -48,48% 34,39%

Da das Reboundpotential nicht gleichzeitig ausgeschöpft wird, schaue ich mir die Reboundentwicklung an und vergleiche den Fortschritt. In meiner Tranalytics-Ausgabe vom 12.4.2020 beschreibe ich anhand der TecDax-Entwicklung meine Rebound-Meßmethodik.

Unabhängig von der Performance kehren die Indizes mit einer unterschiedlichen Geschwindigkeit in den Normalmodus zurück. Hier unterscheide ich in meiner Meßmethodik zwischen Leadern und Followern.

Ganz klar zu den Leader-Indizes zählen demnach die Technologie-Indizes TecDax und Nasdaq. Beide sind dabei ihren Trendturnaround erfolgreich einzuleiten und haben bereits im GD-Turnaround die ersten Widerstände gebrochen. Zu den schlechtesten Followern zählen der HangSeng, Shanghai und der Sensex-Index, die sich alle noch in der Phase des BB-Turnarounds befinden.

Die vielleicht aber noch wesentlich wichtigere Erkenntnis ist aber, dass der Rebound in allen Indizes weiterhin sehr stark ist und keine Schwäche zeigt.

Auch beim Blick in die Branchen zeigt sich viel Stärke und keine Schwäche im Rebound.

Healthcare, Technology und Communication führen hier mit neuen Monatshochs den Trendturnaround an und haben wie auch die Biotechs bereits einige Widerstände im GD-Turnaround bereits gebrochen. Dagegen läuft der Finanz- und Energiesektor dem Marktrebound hinterher.

Rang Branche
1 Health Care
2 Technology
3 Communication
4 Biotech
5 Materials
6 Utilities
7 Consumer
8 Industrials
9 Energy
10 Financials

Auch hier in den Branchen bleibt festzuhalten, dass der Rebound weiterhin sehr stark ist. Eine Schwäche ist zurzeit nicht zu erkennen. Auch der Fear & Greed Index zeigt zurzeit mit einem Wert von 35 eine weiterhin ängstliche Stimmung. Von einer Euphorie ist nichts zu spüren, daher gehe ich erstmal von einer Fortsetung des Rebounds aus. Spätestens bei wichtigen Widerständen wird sich aber die Geschwindigkeit des Rebounds sicher verlangsamen.