Tranalytics 12. April 2020: Ist der Rebound schon zu Ende?

Meinungsmache oder Fakten?

Vor einigen Tagen hörte man in den Medien schon die ersten Aussagen, dass der Rebound nach dem Corona-Crash schon wieder zu Ende ist. Ist das wirklich so? Wie kommen solche Aussagen zu Stande? Datenbasiert lassen sich diese Aussagen nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, ich komme in meinen Datenanalysen zu einer völlig gegensätzlichen Feststellung. Der Rebound ist weiterhin stark und er schreitet weiterhin erfolgreich voran. In den mir vorliegenden Daten gibt es zurzeit keine Anzeichen der Schwäche.

Wie lange läuft ein Rebound?

Die Antwort ist ganz einfach: Ein Rebound läuft so lange bis er durch Schwäche endet. So einfach die Antwort auch ist, gilt es herauszufinden, wann der Markt schwach wird. Bleibt er starkt, dann läuft der Rebound weiter. Schwächt sich der Markt ab, kann der Rebound enden. Eine sukzessive Überwachung und Messung ist notwendig.

Reboundmessung

Für die Messung der Stärke und des Fortschritts eines Rebounds bediene ich mich der Kennzahlen und Indikatoren MACD, Bollinger Bänder, Gleitender Durchschnitte (GD) und der Trendbildung auf Monatsbasis.

Nach meiner Philosophie beginnt der Rebound mit einem Momentumwechsel und läuft in 3 Phasen:

  1. Turnaround der Bollinger-Bänder (BB)
  2. Trendturnaround
  3. GD-Turnaround

Nach dem erfolgreichen Durchlauf dieser 3 Phasen endet der Rebound entweder in einem Trendmarkt einer Bärenmarktralley oder eines neues Bullenmarktes.

Aktueller Stand

Ich konzentriere mich in meinen Analysen grundsätzlich auf die Technologieaktien. Hier geben der TecDax wie die Nasdaq zurzeit ein sehr ähnliches Bild, wobei die Nasdaq dem TecDax zeitlich ein wenig hinterher läuft.

Der Rebound im TecDax begann am 25.3.2020 mit dem Momentumwechsel, spekulativ auch schon früher mit dem Drehen des MACD. Bereits in den letzten Tag davor konnte man schon bei den zu dem Zeitpunkt besten TecDax-Aktien Teamviewer, Sartorius und Evotec erste Vorboten eines Momentumwechsels beobachten. Inzwischen konnten alle TecDax-Aktien nacheinander die 6 Steps eines BB-Turnarounds erfolgreich absolvieren. Nicht nur einzelne TecDax-Aktien sondern auch der TecDax-Index konnte ein neues Monatshoch erreichen, was für eine weitere Stärkung und Bestätigung des Rebounds spricht. Eine weitere Bewährungsprobe für den Trendturnaround erwarte ich nun in einer Woche um den 18.4.2020, wie sich das Momentum nach 4 Wochen Steigung entwickelt. Bestärkend für den Rebound ist auch der anlaufende GD-Turnaround. Zahlreiche Aktien konnten bereits wichtige Widerstände nach oben durchbrechen und noch viel wichtiger auch verteidigen. Keine TecDax-Aktien hat bisher die erreichten Ausbrüche wieder abgeben müssen. Ein weiteres starkes Zeichen des Rebounds.

Die einzelnen TecDax-Aktien durchlaufen diesen Rebound natürlich nicht gleichzeitig sondern nacheinander. So gibt es die Aktien, die den Rebound , anführen, ich nenne sie Leader-Aktien, und es gibt die Aktien, die dem Index folgen. Diese Aktien nenne ich Follower-Aktien.

Nach Anwendung dieser Messmethode (BB, Monatstrend, GD) gehören zu den TOP3-Leader-Aktien im laufenden Rebound folgende Aktien:

AKTIE Abstand vom MAX vor Crash max. Performance seit Crash-MIN Crash-Drawdown
Teamviewer 1,80% 64,80% 40,41%
Sartorius 7,73% 36,66% 32,48%
Bechtle 11,74% 65,72% 46,74%

Diese Leader-Aktien haben nicht nur ein neues Monatshoch und damit einen Trendausbruch erreicht, sondern haben bereits auch die notwendigen GD38/100/200 übersprungen und sind auch im GD-Turnaround führend.

Bei den Leader-Aktien lässt sich eine Abhängigkeit zwischen dem Crash-Drawdown und dem anschließenden Rebound erkennen. Je größer der Drawdown umso größer fällt auch der Rebound aus. Es macht also Sinn in Crash-Zeiten auf die besten Aktien mit dem größten Drawdown zu setzen. Zu beachten ist hier, dass z.B. 50% Drawdown nicht durch 50% Performance egalisiert wird, sondern für das Erreichen des ehemaligen Kursniveaus in dem Fall 100% Performance notwendig sind.

Analog zu den Leader-Aktien lassen sich auch die Follower-Aktien identifizieren. Zu den 3 schlechtesten Follower-Aktien gehören der Messmethode nach folgende Aktien:

AKTIE Abstand vom MAX vor Crash max. Performance seit Crash-MIN Crash-Drawdown
Nordex 35,06% 46,85% 55,78%
New Work 35,67% 24,69% 48,41%
Jenoptik 35,90% 35,80% 52,80%

Diese Follower-Aktien laufen im Rebound dem Marktdurchschnitt hinterher. Sie haben einen wesentlich höheren Drawdown und eine deutlich niedrigere Performance. Sie haben bislang auch nur lediglich den BB-Turnaround geschafft. Wie bei den Leader-Aktien zeigt sich auch hier, dass die Performancehöhe stets in Relation zum Drawdown steht.

Den 3 schlechtesten Follower-Aktien fällt im Rebound eine wichtige Aufgabe zu. Hier lässt sich eine eventuelle Marktschwäche als erstes erkennen. Können diese Aktien dem Markt nicht mehr folgen oder verlieren sie sogar nachhaltig ihren erreichten Reboundfortschritt (Momentum, BB-Turnaorund), wäre das auch für den Markt ein mögliches erstes Anzeichen von Schwäche.

Ergebnis

Die Datenanalyse zeigt eindeutig, dass der Rebound zurzeit mit voller Stärke läuft. Die Leader-Aktien führen den TecDax weiterhin nach oben und die Follower-Aktien folgen dem Markt. Eine Schwäche, die sich jederzeit zeigen könnte, ist zurzeit nirgendwo zu erkennen. Wie weit dies noch gehen kann ist reine Spekulation, aber die bevorstehenden Widerstände werden die Geschwindigkeit des Rebound sicher bremsen. Deswegen ist es obligatorisch, den Rebound ständig zu überwachen. Der Rebound ist eine Phase mit höchsten Renditen. Deswegen sollte ein erfolgreicher Rebound voll genutzt werden.

Tranalytics 29. März 2020: Wann und wo sind die Käufer im Corona-Crash eingestiegen?

Wer hat wie stark verloren?

Der Corona-Crash kam vor dem Hintergrund der bereits geschilderten hohen Risikoeinstufung in meinen letzten Beiträgen wie allgemein erwartet und doch überraschend und sehr dynamisch. Natürlich hat niemand erwartet, dass ein Virus diesen Crash auslöst, aber der Virus war auch nur der Funke, der die heißgelaufenen Märkte zum Absturz brachte.

Kurz zu den allgemeinen Fakten. Der Crash hat die einzelnen Indizes unterschiedlich stark getroffen. In der Spitze wurden folgende maximale Drawdowns mit den jeweiligen Tiefstständen erreicht:

Index max. Drawdown
Nasdaq 30,45%
Dow Jones 38,40%
TecdaX 35,56%
Dax 40,13%

Auffällig ist hier, dass die Nasdaq, die zuletzt am Besten gelaufen ist, am wenigsten verloren hat. Der Dax, der von diesen Indizes vor dem Crash am schlechtesten gelaufen ist, hat hingegen am meisten verloren. Also ein ganz klares Statement, wo man auch in Zukunft investieren sollte, nämlich in die Nasdaq-Aktien.

Normalerweise konzentriere ich mich bei meinen Nasdaq-Analysen auf die Technologieaktien. Hier möchte ich aber trotzdem kurz darauf aufmerksam machen, dass lediglich ca.20% der Nasdaq100-Aktien einen geringeren max. Drawdown erlitten haben als der Nasdaq100-Index. Viele Aktien haben aufgrund ihres individuellen Risikoprofils im Zusammenhang mit den Folgen der Krise einen wesentlich höheren Drawdown erlitten.

Als stabilste Aktien haben sich vor allem Unternehmen aus dem Software- und Internetsektor erwiesen, wie z.B. Spieleentwickler und Internethändler.

Aktie max. Drawdown
Activision Blizzard 21,73%
Take-Two Interactive Software 21,90%
Electronic Arts 24,14%
Amazon.com 25,61%
Netflix 26,24%
NetEase 26,36%
Citrix Systems 26,38%
JD.com 27,88%

Im Gegensatz dazu sind vor allem Halbleiter-Aktien mit bis zu 60% massiv unter die Räder gekommen.

Wann sind die ersten Trader eingestiegen?

Am 23. März erlebten die US-Märkte ihren bisherigen Tiefpunkt des Corona-Crashs. Extreme Angst machte sich an dem Tag breit. Der Fear & Gread Index war nahe dem absoluten Minimum bei 0.

Haben zu diesem Zeitpunkt alle nur noch verkauft? Nein, ganz im Gegenteil! Nicht wenige Aktien waren zu diesem Zeitpunkt schon weit weg von ihren Tiefstständen. Folgende Übersicht bringt Licht ins Spiel.

Aktie max. Drawdown Performance vom Crashtief
Activision Blizzard 21,73% 12,06%
Take-Two Interactive Software 21,90% 9,93%
Electronic Arts 24,14% 11,47%
Amazon.com 25,61% 17,37%
Netflix 26,24% 24,20%
NetEase 26,36% 12,45%
Citrix Systems 26,38% 17,44%
JD.com 27,88% 18,34%
Micron Technology 49,12% 22,98%
Broadcom 52,20% 24,78%
Microchip Technology 52,21% 23,30%
Western Digital Corp 61,57% 25,51%
Tesla 63,83% 23,79%
Expedia Group 67,33% 24,84%

Während der Nasdaq100-Index den tiefsten Stand erreicht hat, haben smarte Trader vor allem bei den Aktien zugegriffen, die die kleinsten und die größten Verluste aufweisen konnten. Besonders bei den am stärksten gefallen Aktien konnten sich die Kurse mit 20-25% vom Tief erholen.

Den absoluten Spitzenwert außerhalb der Technologie erreichte Marriott International aus dem Hotel- und Gastgewerbe mit einem max. Drawdown von 69% und einer Performance vom Tief am 23.3.2020 von fast 51%.

Welche Erkentnisse kann man aus diesen Datenfakten ziehen?

  • Die Börsenweisheit „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ konnte mal wieder bewiesen werden.
  • Ein vorläufiges Ende einer Marktkorrektur macht sich vor allem in auffallend steigenden Kursen bei Aktien mit den kleinsten sowie größten Verlusten bemerkbar.
  • Die Chance auf eine hohe Performance vom Tiefpunkt ist bei den größten Verlierern größer als bei den kleinsten Verlierern.